10 Jahre Fachtagung der Anja Beran Stiftung

10 Jahre Fachtagung der Anja Beran Stiftung
Degni im Renvers

mit Anja Beran und Jana Lacey-Krone zum Schwerpunktthema “Der Pferdehals formt sich zuletzt”

Fast 30 Jahre schon arbeiten Anja Beran und Jana Lacey-Krone zusammen. Vor zehn Jahren luden die beiden Ausbilderinnen erstmalig zur Fachtagung – “Pferdeausbildung mit Gefühl & Respekt” in den Circus Krone-Bau in München ein. Der Erlös dieser Veranstaltung kommt seit jeher der Anja Beran Stiftung zugute, die sich für den Erhalt der klassischen Dressur und für eine pferdegerechte Ausbildung einsetzt. Dass dieses Anliegen immer breiteren Zuspruch findet, zeigen nicht zuletzt die stetig steigenden Besucherzahlen der Fachtagung. So konnten wir uns zum zehnjährigen Jubiläum mit rund 1.500 Besuchern über einen neuen Rekord freuen und wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich für das große Interesse der Erstbesucher, aber auch für die langjährige Treue unserer Stammgäste bedanken!

Wie jedes Jahr widmete sich auch diese Fachtagung einem bestimmten Schwerpunktthema. Unter dem Titel “Der Pferdehals formt sich zuletzt” nahm sich Anja Beran zum Jubiläum einer Herzensangelegenheit an, denn viele Pferde leiden unter zu starker Handeinwirkung, verlieren die Motivation und über kurz oder lang auch ihre Gesundheit. Veterinärmedizinisch unterstützt von Fachtierärztin (A) Elisabeth Albescu zeigte Anja Beran in einem Theorievortrag, wie der korrekte Ausbildungsweg zum eigentlichen Ziel der Dressur führt: einem Pferd in Balance und Selbsthaltung – was in höchster Vollendung zu La Guérinières “Descente de Main” führt.

Mit Ihrer ersten Bereiterin Vera Munderloh, sowie mit den externen Ausbildern Kathrin Roida und Steffi Seebauer demonstrierte Anja Beran im Praxisteil am Beispiel ganz unterschiedlicher Pferd, warum die Beizäumung keinesfalls durch Manipulation des Pferdehalses erreicht werden kann, sondern immer nur durch sachgemäße und jahrelange geduldige Ausbildung, die sich an den individuellen Bedürfnissen des jeweiligen Pferdes orientiert. In diesem Zusammenhang verwies Anja Beran auch darauf, dass der Begriff “Anlehnung” nicht nur unglücklich gewählt ist, sondern auch oft missinterpretiert wird.

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Das theoretische Fundament

Zusammen mit Fachtierärztin (A) Elisabeth Albescu, die anschaulich die biomechanischen Abläufe erläuterte, führte Anja Beran durch den korrekten Ausbildungsweg gemäß der FN Richtlinien – von der Remontenhaltung, in der sich das junge Pferd mit der Nase vor der Senkrechten und einem frei getragenen Hals als Balancierstab unter dem noch ungewohnten Reitergewicht ausbalancieren kann, bis hin zum ausgebildeten Schulpferd, das sich in Selbsthaltung ausbalanciert mit feinsten Hilfen am Sitz seines Reiters durch die schweren Lektionen führen lässt. Das alles immer unter der Prämisse Udo Bürgers:

„Wir müssen die Haltung genau so wie die Führung von hinten nach vorn aufbauen, Kopf und Hals sind das letzte, was sich der Form aus einem Guß anpasst.“

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Bayernhengst Diego da Silva unter Vera Munderloh

Inzwischen fünfjährig und seit ca. eineinhalb Jahren zur Korrektur auf Gut Rosenhof demonstriert Anja Beran am Beispiel dieses jungen Hengstes wie ein falscher Start, bei dem zu früh zu viel verlangt wurde, den weiteren Ausbildungserfolg zunichte machen und auch die Gesundheit des jungen Pferdes ruinieren kann. Der feinfühlige Diego reagierte auf den Einsatz von Hilfszügeln und die starke Handeinwirkung mit Störungen seiner Grundgangarten Schritt und Galopp und schließlich sogar mit unklaren Lahmheiten. Das führte zum vorzeitigen Ende Diego da Silvas Karriere als Köranwärter. Mit Ruhe und Geduld wurde der junge Hengst von Anja Beran und seiner Reiterin Vera Munderloh mit Hilfe der Seitengänge gymnastiziert und konnte sich so körperlich wieder rehabilitieren. In der 12 Meter Manege des Circus Krone kann Vera Munderloh Diego sogar mit leichter Hand im Galopp vorstellen und erste diagonale Tritte als Vorstufe zur Ausbildung der Piaffe zeigen. Die wichtigste Grundlage dabei ist: der Hengst hat das Vertrauen in die Reiterhand wieder erlangt und lässt eine feine Verbindung zu!

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Achal Tekkiner Degni Shael unter Anja Beran

Den inzwischen sechsjährigen Achal Tekkiner Degni Shael hat sich Anja Beran selbst in der Nähe von Moskau ausgesucht. Wie alle dort gezogenen Achal Tekkiner hat sich auch Degni zu Beginn seiner Reitpferdelaufbahn erst einmal auf der Rennbahn bewährt. Seit seiner Ankunft auf Gut Rosenhof wird Degni von Grund nach den Vorgaben der klassischen Dressur ausgebildet. Dabei hilft dem jungen Vollblüter nicht nur seine hohe Lernbereitschaft und sein Bewegungstalent. Dass Degni bisher keine Einengung und Manipulation mit der Reiterhand erfahren musste, legt den Grundstein für eine solide und gesunde Umschulung zum Dressurpferd.

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Kathrin Roida zeigt die gymnastizierende Arbeit an der Hand

Kathrin Roida hat sich unter anderem als Buchautorin und wehorse-Ausbilderin im Bereich Handarbeit einen Namen gemacht und bildet sich regelmäßig bei Anja Beran fort. Immer wieder tritt sie bei Anja Berans Veranstaltungen auf, so auch zum wiederholten Mal auf der Fachtagung. Diesmal hat die Ausbilderin aus Fürstenfeldbruck vier ganz unterschiedliche Pferde mitgebracht: zwei Warmblutstuten, eine P.R.E.- und eine Shetty-Sute zeigen im Rahmen ihres Ausbildungsstandes wie sich die klassische Dressur auch vom Boden aus sinnvoll einsetzen lässt. Kathrin Roida kommentiert die Arbeit mit ihren Pferden und verrät dabei auch welche vorbereitenden Lektionen helfen, um beispielsweise eine ausdrucksvolle Piaffe an der Hand zu erreichen.

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Showeinlagen mit der talentierten Sopranistin Anna Karmasin

Damit sich der Geist unserer Besucher zwischen den theoretischen und praktischen Fachbeiträgen immer wieder mal entspannen kann, gehört es zur Tradition der Fachtagung die Lehrveranstaltung mit Showeinlagen aus dem Bereich Tanz und Musik aufzulockern. Und Pferde sind natürlich auch stets dabei!

So begeisterte die Münchner Sopranistin Anna Karmasin das Publikum mit zwei Gesangseinlagen, bei denen sie einmal von Araberhengst Samir und anschließend von Jana Lacey-Krone mit Feisal begleitet wurde.

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Schaubild Working Equitation mit Vera Munderloh zu musikalischer Begleitung von Diego Rocha

All die akribische, geduldige und disziplinierte Dressurarbeit braucht einen Ausblick zum Träumen, nämlich angewandte Reitkunst in Vollendung! Das demonstrierte Vera Munderloh auf Lipizzaner-Hengst Maestoso Stornella, der sich – obwohl aus den heiligen Hallen der Wiener Hofreitschule stammend – mit so viel Anmut und Hingabe beim Tanz mit der Garrocha präsentierte, dass er jeden Iberer in den Schatten stellen könnte.

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Schaubild Flamenco mit Tänzerin Montserrat Suárez und Anja Beran auf Ofendido

Dass Flamencotänzerin Montserrat Suárez auch „das spanische Erdbeben“ gennant wird, offenbarte sich spätestens bei ihren furiosen Stepp-Einlagen. Musikalisch begleitet wurde die temperamentvolle Spanierin vom Gitarristen Diego Rocha und zu Pferd von Anja Beran auf P.R.E.-Hengst Ofendido. Zusammen entführten die drei das Publikum für einige mitreissende Momente unter die Sonne Andalusiens.

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Weil-Marbacher Vollblutaraber-Hengst Malakil unter Vera Munderloh

Die beiden Vollblutaraber-Hengste WM Malakil und WM Safi aus dem Haupt- und Landgestüt Marbach stehen bei Anja Beran zur Ausbildung und konnten diesen Sommer bereits mit großem Erfolg unter Kathrin Roida ihre Hengstleistungsprüfung absolvieren. Nun zeigte WM Malakil bei der Fachtagung unter seiner Reiterin Vera Muderloh, dass auch Araber korrekt in den Lektionen der Hohen Schule ausgebildet werden können. Auch hier ist die ausreichende Halsfreiheit zu Beginn der Ausbildung der Grundstein für eine vertrauensvolle und ausbalancierte Arbeit unter dem Reiter.

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Nachwuchsstars des Circus Krone: Nelly Stipka-Biasini mit Ponyhengst Pequeno

Die folgende Lernpause gestalteten Nelly Stipka-Biasini und ihr selbstbewusster Ponyhengst so unterhaltsam wie lehrreich: Wunderschön konnten die Zuschauer eine athletische und rasante Showeinlage genießen, aber auch für ihre eigene Arbeit mit dem Pferden mitverfolgen wie Disziplin und Vertrauen sich gegenseitig bedingen, um gemeinsam Höchstleistungen zeigen zu können. Nelly beeindruckte mit ihrer Akrobatik und Pequeno bestach mit seiner frechen Ausstrahlung. Gemeinsam stehen die beiden erst am Anfang einer in jedem Fall vielversprechenden Showkarriere.

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Lusitano Bue unter Steffi Seebauer

Der Lusitano Bue ist ein weiterer trauriger Beweis, welchen Schaden ein falscher Start in der Pferdeausbildung anrichten kann: Als Bue zu seiner jetzigen Besitzerin Steffi Seebauer kam, wies er Verletzungen im Maul auf, verkroch sich hinter dem Zügel und seine Halsmuskulatur war völlig falsch ausgebildet. Auf blanker Kandare zu eng geritten, trat Bue mit einem Hinterbein kürzer, rollte sich auf und konnte auch mal unvermittelt durchgehen, wenn er sich überfordert fühlte. Dabei ist Bue ein ausgesprochen kooperatives Pferd, das alles gibt, um seinem Reiter zu gefallen. Jahrelange Korrekturarbeit bei Anja Beran auf einer einfachen Wassertrense entlocken dem talentierten Lusitano heute eine sehr ausdrucksvolle Piaffe und Passage, die er in der Manege des Circus Krone unter Steffi Seebauer zeigt.

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Steffi Seebauer & Bue

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Bayernstute Amazing Grace unter Vera Munderloh

Auch Amazing Grace von Boston ist ein Opfer ihres frühen Erfolges: Einst als Siegerstute bei der Landesschau in München-Riem erfolgreich, galt die hochsensible Stute bald als schwierig unter dem Sattel und bekam erst einmal eine Fohlenpause verordnet. Doch auch im weiteren Ausbildungsverlauf nach dieser Auszeit erwies sich Amazing als ausgesprochen schwierig und galt schließlich sogar als unreitbar. So kam die ganggewaltige und talentierte Stute zu Anja Beran zur Korrektur. Mit einem sehr kurzen Hals ausgestattet, extrem sensibel auf Umweltreize reagierend und mit Hang zum Kleben an anderen Pferden, stellte Amazing Grace hohe Anforderungen an ihre Reiterin Vera Munderloh. Auch hier war ein Meilenstein in der Korrektur, dass das Genick der Stute wieder den höchsten Punkt bildete, die Nase nicht hinter die Senkrechte kam und dass Amazing sich nach und nach von anderen Pferden löste und sich auf ihre Reiterin konzentrieren konnte. Bei der Fachtagung zeigt Amazing Grace eindrucksvoll die Früchte dieser geduldigen und präzisen Arbeit: auch im ungewohnten Umfeld der Circus-Manege stellt Vera Munderloh die Stute souverän in ersten Ansätzen zu Piaffe, Passage und Pirouetten vor!

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WM Araber Ali mit Jana Lacey-Krone

Mit ihrem jungen Nachwuchspferd Ali demonstriert Circuschefin Jana Lacey-Krone wie sie ihre Freiheitspferde zu Beginn mit zwei Helfern an Longen auf das Steigen vorbereitet. Ruhe, Geduld und viel Lob sind dabei die Grundlagen des späteren Erfolgs. Ali macht es seiner Ausbilderin leicht und zeigt großes Talent und Eifer beim Erlernen dieser spektakulären Lektion.

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Auf ein Wiedersehen in 2020

Wir freuen uns auf ein weiteres Jahrzehnt dieses erfolgreichen Veranstaltungsformats! Das Interesse an einer pferdegerechten Ausbildung nimmt stetig zu und es ist Anja Beran und ihrem Team ein großes Anliegen ihr Erfahrungswissen an verantwortungsvolle Reiter und Pferdefreunde weiterzugeben. Interessante Themen werden dabei sicher nie ausgehen, so wie die Arbeit mit den Pferden unser Leben immer bereichern wird. In diesem Sinne, spätestens bis zum 6. Dezember 2020 bei der 11. Fachtagung im Circus Krone-Bau!

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Rund um die Manege

Wie immer gab es auch in diesem Jahr diverse Angebote rund ums Pferd im Foyer des Circus Krone – ob Konsum oder Kunst, es war sicher wieder für jeden etwas geboten am Rande der Veranstaltung.

An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an unsere Fotografen Maresa Mader und Ernst Lorenz sowie an alle Helfer hinter den Kulissen und an unsere Sponsoren Avalon Premium Cars, CADMOS Verlag, wehorse, Happy Horse Shop, Crystal Verlag, Roeckl Sports, KOSMOS Verlag und kieffer! Und natürlich ganz besonders der Gastgeberin und Circuschefin Jana Lacey-Krone!

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Nachlese zur Fachtagung in den Medien

Bei ProPferd.at von Martin Haller unter >> www.propferd.at

Bei RaceBetsBlog von Janina Beckmann unter >> blog.racebets.de

Und wie gewohnt finden Sie in der ReitKultur #9, die am 28. Februar 2020 erscheint, einen ausführlichen Bericht in Bild und Text zur 10. Fachtagung >> www.reitkultur.eu

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